Technische Analyse der Seidenstickerei (S. 90–91)

Technische Analyse der Lasurstickerei zum Eintrag des Pfalzgrafen August von Pfalz-Sulzbach (1582–1632) im Großen Stammbuch Philipp Hainhofers, S. 9091, Deutschland, um 1614.[1]

S. 90: Bildfeld mit emblematischer Darstellung und Wappen

Maße (H. × B.): ca. 18 cm × 15 cm

Verarbeitung: in einem Stück mit Ausschnitt für das Unterschriftfeld gearbeitet.

Stickgrund: feines Leinengewebe in Leinwandbindung, ungefärbt, mit schwarzer Paste verödet, Fadendrehung und -dichte nicht analysierbar; auf Pergament aufkaschiert.

Vorzeichnung: nicht sichtbar, da Stickerei flächendeckend erhalten.

Rahmung: außen und innen um die Blumenborte laufender Goldfadenzwirn Z aus drei Goldfäden, der jeweils untere mit gelbem Seidenfaden fixiert.

Goldgrund der rahmenden Blumenborte: Anlegetechnik mit einfachem Goldfaden, von gelben Seidenfäden ohne erkennbare Drehung überfangen.

Darstellende Stickerei: Lasurstickerei, d.h. Anlegetechnik mit einfachem Goldfaden, von farbigen Seidenfäden mit Überfangstichen fixiert; in naturweiß, beige, gedecktem hellrosa, gedecktem dunkelrosa (Himmel), gedecktem hellrosa, hellbraun, mittelbraun, goldgelb, hellgrau, dunkelgrau (Obelisken), in beige, graubraun, mittelbraun, dunkelbraun (Architektur), in goldgelb, beige, hellbraun, mittelbraun (Genius und Feston), in naturweiß, goldgelb, hellrot, dunkelrot, hellblau, hellgrau, dunkelgrau (Wappen), in beige, gedecktem hellrosa, hellgrün, mittelgrün, türkis (Wiese, Hügel), in hellblau, türkis, gedecktem hellrosa (Hintergrund), in goldgelb, hellgrün, hellrot (Schmuckleiste unten), in naturweiß, goldgelb, orange, hellrot, dunkelrot, violett, gedecktem dunkelrosa, hellblau, türkis, mittelgrün (Blumen der Bordüre); Spaltstich über die farbig angelegten Goldfäden hinweg, Stichlänge 3–6 mm (beigeweiße Zweige, beigeweiße und mittelbraune Festonpartien, mittelgrünes Gras unter der Baumkrone); Stielstich (Schattenkonturen des Baums, der Architektur, der Wappenkartusche und einzelner heraldischer Elemente, Konturen der Blüten in der Rahmung [teils als Spaltstich]); Flachstich (beigeweiße, hell-, mittel- und dunkelblaue Blätter, blaugrüne Blätter, dunkelgrüne Blätter, dunkelblaue Hügel); Anlegetechnik mit schwach gezwirntem Seidenfaden, Zwirn S aus zwei Fäden mit kaum erkennbarer Z-Drehung, im Überfangstich fixiert, teils ist der flottierende Fadenteil durch Reibung verloren (Konturen der architektonischen Elemente und im Wappen).

Stickmaterial: Goldfaden – Silberlahn, vergoldet, um Seidenseele (Z-Drehung, orangegelb), Montage Z, couvert; Seidenfaden – ohne erkennbare Drehung, Seidenfaden in naturweiß, beige, hellgelb, goldgelb, orange, hellrot, dunkelrot, violett, gedecktem hellrosa, gedecktem dunkelrosa, hellgrün, mittelgrün, dunkelgrün, blaugrün, türkis, hellblau, mittelblau, dunkelblau, hellbraun, mittelbraun, graubraun, dunkelbraun, hellgrau, dunkelgrau, schwarz.

Zusätzliche Bearbeitungstechniken: original vollflächiges Aufkaschieren der Stickerei auf Pergament, gemeinsam mittels nicht entstehungszeitlichem Leinenzwirn (naturweiß, S-Drehung) in den Buchfalz geheftet.

Erhaltungszustand: sehr gut, lediglich einige Konturfäden verloren, vergoldeter Silberlahn berieben.

Beschreibung und Kommentar:
Die in Lasurstickerei ausgeführte Bilddarstellung zeigt eine im Hintergrund verblaute hügelige Landschaft mit einem nach rechts geneigten, fallenden Baum im Zentrum, in dessen Stamm eine Axt steckt. Bezeichnet ist die Szene mit dem in Stielstich gestickten lateinischen Begriff „Tandem“ (dt. endlich, schließlich). Im Vordergrund erstreckt sich auf vier Säulen eine Art steinerner Baldachin oder Triumphbogen, auf dessen gesprengtem Giebel ein posauneblasender Genius sitzt. Unter dem Bogen ist an einer goldschimmernden Lorbeergirlande eine ovale graue Kartusche mit dem Wappenschild des Inskribenten befestigt. Er besteht aus dem achtfeldrigen Wappen der Pfalzgrafschaft und des Herzogtums Pfalz-Sulzbach. Als Herzschild ist der gekrönte goldene pfälzische Löwe in Schwarz aufgelegt. Flankiert wird der Bogen von zwei rötlichen Obelisken. Unter der architektonischen Darstellung ist im Stickgrund ein querrechteckiger Ausschnitt freigelassen worden. Auf dem dadurch sichtbaren Pergament sind Datum, Devise und Unterschrift des Inskribenten zu lesen. Gerahmt wird die Darstellung von einer goldgrundigen Blütenbordüre, in der u. a. Stiefmütterchen, Veilchen, Klatschmohn und Tulpen zu identifizieren sind. Am oberen und unteren Rand der Stickerei sowie im Buchfalz ist als äußere Begrenzung mit Deckfarbe eine schmale violette Linie gezogen. Die Bilddarstellung bildet mit der folgenden Rectoseite S. 91 eine Einheit als Eintrag.
Die Darstellung fällt in mehrerlei Hinsicht aus dem Rahmen des Üblichen: Die Ausführung in sehr qualitätvoller Lasurstickerei ist einzigartig im Großen Stammbuch und auch außerhalb dessen selten (siehe S. 90, weitere Kontexte).

Auch die inhaltliche wie physische Zusammengehörigkeit zweier Seiten, die nicht nur als Pergament, sondern auch in der Stickerei eine Doppelseite bilden, fällt auf. Die Stickerei im Kontext des Stammbuchs ist sehr professionell, möglicherweise von einem Hofsticker des Pfalzgrafen oder auf Vermittlung Hainhofers von einem externen Sticker gefertigt und eindrucksvoll außerdem, da sie in der Buchmalerei übliche Elemente wie den Blütenrahmen mit sticktechnischen Mitteln umsetzt. Die passgenaue Anfertigung lässt eine Datierung der Stickerei im direkten zeitlichen Umfeld des Eintrags, also um 1614, zu.

Baldachin oder Triumphbogen, Genius und Lorbeer sind klassische Siegessymbole ebenso wie paarige Obelisken aus ägyptischem Rosengranit als Symbol für den Sonnengott und ewiges Leben stehen. Neben der herausragenden Technik macht sich der Inskribent diese Häufung von Würdeformeln selbstbewusst zu eigen.
Der emblematische Baum bleibt etwas rätselhaft. Höchstwahrscheinlich nimmt er auf die bildhaften Worte Johannes des Täufers zu den Pharisäern Bezug: „Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum welcher Baum nicht die gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen“ (Mt 3,10), womit freilich die Gegner des Inskribenten respektive der „guten Sache“ gemeint sind.
Dasselbe Emblem mit dem Spruchband „Tandem“ und der Axt, die an den grünenden Baum gelegt ist, wählte August von Pfalz-Sulzbach auch für seinen im selben Jahr 1614 entstandenen, dort jedoch auf Papier gemalten Eintrag im Stammbuch Herzog Philipps II. von Pommern-Stettin (siehe S. 90, Vergleichsabbildung).

Eine andere Szene, ebenfalls mit einer Baum-Symbolik, nämlich der biblischen Geschichte vom verdorrten Feigenbaum (Mk 11,12–23), die auch als Mahnung zum Glauben verstehen werden soll, nutzte Augusts älterer Bruder Wolfgang Wilhelm 1613 für seinen Eintrag im Stammbuch Philipps II. von Pommern-Stettin (Hainhofer, Verzeichnus, 1617, fol. 238v, Nr. 81). Dies ist insofern bedeutsam, als die bekannte Auseinandersetzung der Brüder um Wolfgang Wilhelms Konversion zum Katholizismus und die „richtige“ Konfession somit nonverbal von jeder Seite für sich beansprucht würde.

S. 91: Borte und Bildfeld mit dem Urteil des Salomo

Maße (H. × B.): ca. 18 cm × 14,8 cm

Verarbeitung: aus vier Stücken (dem Bildfeld und drei an den Innenseiten beschnittenen Borten) montiert.

Stickgrund: feines Leinengewebe in Leinwandbindung, ungefärbt, mit schwarzer Paste verödet, Fadendrehung und -dichte nicht analysierbar; auf Pergament aufkaschiert.

Vorzeichnung: nicht sichtbar, da Stickerei flächendeckend erhalten.

Rahmung: Einfassung der Borten mit dem Mittelfeld und außen mit dem Stickgrund verbunden durch einen Kompositfaden aus 2 Goldfäden und 1 Draht, die alle drei verdreht sind (Kernfaden ist ein Goldfaden, der mit einem Goldfaden in Z-Montage umwickelt ist, darüber liegt gegenläufig in S-Montage der Golddraht); Übergang der Stickgründe mit Goldpaste optisch geschlossen.

Goldgrund der rahmenden Blumenborte: Anlegetechnik mit einfachem Goldfaden, von farbigen Seidenfäden ohne erkennbare Drehung überfangen.

Darstellende Stickerei: Lasurstickerei, d.h. Anlegetechnik mit einfachem Goldfaden bei den Borten, mit paarigen Goldfäden im Bildfeld, jeweils von farbigen Seidenfäden mit Überfangstichen fixiert; in naturweiß (Baldachin, Fliesen, Himmel, Salomos und Frauengewänder, Blumen), beige (Salomos Rock), goldgelb (Behang, Kleid, Rüstungen, Bordürengrund), orange (Baldachinbehang, Blumen), hellrot (Kleidung Soldat links, Salomos Rock), dunkelrot (Frauenkleid links, Kleidung Soldat links, Mantel Soldat rechts, Blumen), hellviolett (Frauenkleid links, Blumen), dunkelviolett (Blumen), gedecktes hellrosa (Teppich, Frauenkleid links, Soldatenumhang rechts), gedecktes dunkelrosa (Teppich, Baldachin, Frauenkleid links, Blumen), hellgrün (Baldachindraperie, Frauenrock mittig, Blumenblätter), mittelgrün (Baldachindraperie, Frauenrock mittig, Blumenblätter), blaugrün (Rock mittig, Blätter, Baldachindraperie), türkisfarben (Himmel, Salomos Stiefel, Helm rechts), hellblau (Himmel, Fliesen, Kleidung Soldaten, Blumen), mittelblau (Fliesen, Kleidung Soldaten), dunkelblau (Kleidung Soldaten, Kleidung Frau links, Blumen), graublau (Bogenkonturen rechts, Brüstungskontur unter dem rechten Löwen, Kleidung Soldat in der Ecke rechts, Frau links), hellbraun (Treppe, Brüstung), mittelbraun (Treppe, Brüstung, Helme), graubraun (Bogenarchitektur), dunkelbraun (Baldachinarchitektur), hellgrau (Gürtel); Spaltstich über die farbig angelegten Goldfäden hinweg, Stichlänge 3–6 mm (helle und dunkle Inkarnate, Inkarnatkonturen, Haarbänder der im Vordergrund knienden Frau, Fell der Löwen, Troddeln des Baldachins, Helmfederbusch); Stielstich (Konturen an Gewandung, Inkarnaten, architektonischen Elementen und Blüten); Flachstich (von einem Punkt aus gestochen: Troddeln des Baldachins; rotes Zickzackmuster der Tunikaverzierung, Frauenfrisuren); Flachstich mit Seidenfadenzwirn, teilweise mit Überfangstichen fixiert (schwarzer Hermelinschmuck, schwarze Kontur der Adler am Thronsessel, dunkelgraue Kontur am Baldachinvolant); Anlegetechnik mit Seidenfadenzwirn (Konturen von architektonischen Elementen und Blumen).

Stickmaterial: Goldfaden – Silberlahn, vergoldet, um Seidenseele (Z-Drehung, orangegelb), Montage Z, couvert; Seidenfaden – ohne erkennbare Drehung, in naturweiß, beige, goldgelb, orange, hellrot, dunkelrot, violett, gedecktem hellrosa, gedecktem dunkelrosa, hellgrün, mittelgrün, blaugrün, türkis, hellblau, mittelblau, dunkelblau, graublau, hellbraun, mittelbraun, graubraun, dunkelbraun, hellgrau, dunkelgrau, schwarz; Seidenfaden – Zwirn S aus zwei Fäden in kaum erkennbarer Z-Drehung, schwarz.

Zusätzliche Bearbeitungstechniken: original vollflächiges Aufkaschieren der Stickerei auf Pergament, gemeinsam mittels nicht entstehungszeitlichem Leinenzwirn (naturweiß, Drehung S) in den Buchfalz geheftet.

Erhaltungszustand: sehr gut, lediglich einige Konturenfäden verloren, vergoldeter Silberlahn berieben.

Beschreibung und Kommentar:
Die in Lasurstickerei ausgeführte Bilddarstellung, die auf die Rectoseite vollflächig aufkaschiert ist, gehört zur Versoseite S. 90. Sie weist nahezu dieselbe Rahmung einer goldgrundigen Blütenbordüre auf, in der unter anderem Stiefmütterchen, Veilchen, Klatschmohn und Tulpen zu identifizieren sind. Der Unterschied besteht darin, dass die Bordüre auf S. 91 ein wenig schmaler ist, die Farbigkeit geringfügig abweicht, die Borten zudem nachträglich in drei Teilen angesetzt und nicht aus einem Stück mit dem Bildfeld gefertigt ist und dass sie zudem am falzseitigen Rand fehlt. Am oberen und unteren Rand der Stickerei sowie im Mittelfalz ist mit Deckfarbe eine schmale violette Linie gezogen.

Die Bildstickerei zeigt einen gefliesten und sich durch Rundbögen in den Hintergrund öffnenden Innenraum. Im linken oberen Viertel ist ein Thron zu sehen, der mit einem Baldachin, einem textilen Behang und einer bauschigen Draperie sowie zwei Adlern an der Seite gestaltet und um drei teppichbedeckte Stufen erhöht ist. Auf ihm sitzt eine gekrönte männliche Gestalt mit Hermelinmantel und Zepter. Vor dem Thron liegt auf einem Tuch ein unbekleidetes Kleinkind mit geschlossenen Augen und relativ dunklem Inkarnat. Daneben kniet eine der Herrscherfigur zugewandte, lebhaft gestikulierende weibliche Gestalt. Neben dem Thron steht eine männliche Figur, die in ihrer antikisierenden Rüstung als Soldat zu identifizieren ist. Eine weitere Figurengruppe, der sich der thronende Herrscher gestisch zuwendet, findet sich rechts im Vordergrund. Eine gerüstete männliche Gestalt mit erhobenem Schwert hält mit der anderen Hand ein nacktes Kleinkind an einem Fuß in die Höhe. Eine kniende weibliche Figur links davon scheint mit flehender Gebärde die sich anbahnende Gräueltat verhindern zu wollen. Eine zum Betrachter gedrehte bärtige Gestalt in rosafarbenem Gewand und goldenem Helm versperrt einer dritten Soldatenfigur, die in der rechten vorderen Bildecke als Rückenfigur mit blau-goldener Rüstung zu sehen ist, den Weg. Beide halten eine Lanze gepackt.

Es handelt sich bei der Darstellung um die alttestamentliche Szene aus dem ersten Buch der Könige (1 Kön 3,16–28), wonach zwei Frauen, die zeitgleich im selben Haus entbunden hatten, vor König Salomo getreten waren. Die eine hatte ihr Kind versehentlich im Schlaf erdrückt, weshalb sie es in der Nacht der anderen unterschob und deren Kind zu sich nahm. Die Mutter erkannte am Morgen die Verwechslung. Der König entschied, wenn beide das lebende Kind beanspruchten, solle man es mit einem Schwert zerteilen und jeder Frau die Hälfte geben. Als der Soldat mit dem Schwert kam und den Säugling ergriff, rief die leibliche Mutter, man solle das Kind am Leben lassen und der anderen Frau geben. Daran erkannte König Salomo, dass es ihr Kind war und gab es ihr zurück.

Auf den ersten Blick scheinen die Darstellungen auf S. 90 und S. 91 in ihrer Ausführung in Lasurstickerei und durch die gleichartigen Blumenborten einander gänzlich zu entsprechen. Tatsächlich existieren jedoch Unterschiede. Eine visuelle Angleichung führte man erst bewusst herbei. So wurden die Borten auf der Rectoseite in unwesentlich kleinerem Maßstab schmaler ausgeführt und „angestückt“, das heißt, nachträglich in drei Teilen angesetzt und nicht aus einem Stück mit dem Bildfeld gearbeitet. Im Falz fehlt die Borte ganz. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich zudem, dass die Lasurstickerei links (S. 90) mit einfach angelegten Goldfäden gearbeitet wurde, die bildliche Darstellung rechts (S. 91) aber mit paarig angelegten Goldfäden. Die Blumenborten auf beiden Seiten weisen in ihrer Ausführung demgegenüber keine Unterschiede auf.

Dies deutet darauf hin, dass das Mittelfeld der Rectoseite womöglich aus einem anderen Kontext übernommen wurde. Um das erforderliche Format zu erlangen, wurden daher die drei rahmenden Borten ergänzt. Mit diesem schmaleren Format der Rahmung wie auch mit der fehlenden linken Borte nahm man sichtlich auf die Größe der Bildstickerei und des Buches Rücksicht. Möglicherweise war die biblische Szene ursprünglich für einen anderen Zweck geschaffen, aber nicht weiter verarbeitet worden. Auch eine vormalige Montage als selbständiges Andachtsbild oder „quadretto“ (kleine, nahezu quadratische, gerahmte und zuweilen mit einem schützenden Schiebedeckel versehene Textilbilder), wie sie in unterschiedlichen Ausprägungen zuweilen in Kunstkammerinventaren gelistet sind, ist nicht auszuschließen. Dann läge mit der Montage im Stammbuch eine Zweitverwendung vor. Dementsprechend lässt die passgenaue Anfertigung eine Datierung der Stickerei im direkten zeitlichen Umfeld des Eintrags, also um 1614, zu, das Mittelfeld dürfte geringfügig älter sein.

Dieser Werkgenese zum Trotz lässt sich auch inhaltlich eine Verbindung herstellen. Hält man die Devise „Am Ende triumphiert die gute Sache“, die ihrerseits auf die Axt-im-Baum-Emblematik und damit die Konsequenz der guten bzw. bösen Taten rekurriert, in Verbindung mit dem Urteil Salomos vor Augen, so erschließt sich der Zusammenhang, das göttliche Gerechtigkeit unter einem weisen Fürsten herrsche.

Objektchronologie:
1. Aufbringen des Notats Augusts von Pfalz-Sulzbach auf die Pergamentseite S. 90, 2. Verarbeitung des Salomo-Bildfelds S. 91, 3. Anfertigung des Emblembildes S. 90 und der Borten S. 91, abgestimmt auf den Eintrag auf dem Pergament, 4. Montierung aller Stickerei-Elemente, 5. Aufbringen der violetten Rahmung und Aufkaschierung der Stickerei auf die Pergamentseiten, 6. Einheften in das Stammbuch

 

[1] Für die Unterstützung bei der Erstellung der technischen Analyse nach der von ihr entwickelten Systematik sei Prof. Dr. Evelin Wetter (Riggisberg) herzlich gedankt.